Unser Denken, unsere Kultur und der jeweilige sprachliche Ausdruck sind stets gekennzeichnet durch individuelle und kulturell-kollektive Narrative, die nicht nur an unserer Sozialisation und Erziehung offenkundig werden, sondern sich in Anlehnung an die jahrtausend alte Geschichte vieler Mythen meistens auch in eindrücklichen und existenziellen Dramen und Dramenmotiven zeigen. Dieser psychologische Effekt der Narration wurde seit der Antike im Theater genutzt und bis heute kulturell tradiert. Bei Aristoteles bestand das Hauptkennzeichen des Dramas vor allem der Darstellung durch Dialoge, was hinsichtlich der Sozialform und ihrer Wirkung eine interessante Parallelität zum therapeutischen Gespräch aufzeigt und in der Dramatherapie genutzt wird.
Filme wirken oft noch eindrücklicher auf die Rezipienten als das Theater und initiieren nicht selten emotionale und kognitive Selbsterfahrungsprozesse. Die Film- und Dramatherapie begleitet diese Prozesse und nutzt die hieraus erwachsenden therapeutischen Veränderungen. Die ältere Theaterpädagogik und -therapie kann diesbezüglich Pate stehen für besagte Effekte. Die Filmtherapie weitet das Spektrum nun aus und integriert den Film als zentrales Medium einer zeitgemäßen Darstellungsform kultureller Narrative und ihrer psychologischen Wirkung.
Die grundlegende Narration im Film wird durch bewegte Bilder erzeugt, die gleichfalls an allgemeine psychologische Phänomene erinnert: Träume etwa, aber auch Zustände in der Entspannung erscheinen uns daher oft wie ein Film, der einfach abläuft, dessen Regisseur wir sind oder in dem wir selbst eine mehr oder minder tragende Rolle spielen. Wegen der Nähe zu psychotropen und hypnagogen Bewusstseinszuständen, wird die Ausbildung zum/r Film- und Dramatherapeut/-in daher durch Entspannungsverfahren ergänzt, die ihrerseits die Integration visueller Medien favorisieren. Das Filmisch-dramatische wirkt auf vielfältigen Wahrnehmungsebenen und initiiert dabei Entspannungs-, Lern- und Öffnungsprozesse.
Neben dem rezeptiven Umgang mit Film werden auch aktiv-kreative Grundlagen der Film- und Videotechnik, des Rollenspiels und der Dramaturgie in der Ausbildung vermittelt, um individuelle Narrative eigenständig im Medium Film darstellen zu können.
Die Teilnehmenden der Ausbildung erwerben die Qualifikation der Intervention mittels kreativ-therapeutischer Verfahren mit Schwerpunkt auf das Medium Film sowie Dramatik, um die Rezeptions- und Ausdrucksprozesse von Personen therapeutisch begleiten zu können. In der Ausbildung werden allgemein-therapeutische Methoden vermittelt, die – ergänzt durch Entspannungsverfahren – den Zugang zum individuellen Ausdruck erleichtern, und durch die Schulung der vorrangig visuellen Sinne Empathie, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit im Alltag steigern können. Darüber hinaus ist es ein zentrales Ziel der Ausbildung, für die grundlegende kulturelle Wirkung von kollektiven Narrativen und Skripten etwa der Sozialisation zu sensibilisieren – eine wichtige Grundlage jedweder Therapie.
In der Ausbildung werden durch Vortrag, Gruppenarbeit und Selbsterfahrung ein theoretisches und praktisches Basiswissen sowie Kernkompetenzen eines/r Film- und Dramatherapeuten/-in erarbeitet. Die Teilnehmenden üben gleichermaßen Elemente aus den integrativ zusammengesetzten Disziplinen der Drama- und der Filmtherapie. Die Erfahrungen werden reflektiert, analysiert und auf ihre therapeutische Relevanz hin geprüft. Die gelernten Methoden werden von den Teilnehmenden umgesetzt und gemeinsam kreative Therapieansätze generiert. Die Ausbildung endet mit der Durchführung einer selbst entwickelten Therapieeinheit, jede Selbsterfahrung wird von erfahrenen Therapeuten/innen und Diplom-Psychologen/innen begleitet und supervidiert.
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