Systemische Traumatherapeutin / Systemischer Traumatherapeut
Hintergrund
Traumatische Erlebnisse gehören zur Grunderfahrung des Menschen. Schon in frühen Mythen und religiösen Schriften wie zum Beispiel dem 5000 Jahre alten Gilgamesh-Epos wurden Kriege, Sklaverei, Naturkatastrophen, Folter und deren seelische Folgen thematisiert. Die negativen Auswirkungen dieser Erlebnisse wurden dabei nicht nur in Bezug auf Kulturen und Völker beschrieben, sondern beziehen sich immer auch auf die psychische Verfasstheit von Individuen. Nicht immer werden seelische Belastungen und die damit zusammenhängenden psychischen Schwierigkeiten aber durch politisch-historische Großereignisse ausgelöst, manchmal reichen persönliche Erfahrungen im privaten, familiären oder beruflichen Bereich wie etwa der Tod eines geliebten Menschen, häusliche Gewalterfahrung, sexuelle Belästigung und Mobbing am Arbeitsplatz oder einfach nur extremer Stress. Heute sind zahlreiche Ursachen erfasst, die nicht durch ‚klassische‘ Traumatisierungserlebnisse wie Kampfeinsatz, Vergewaltigung, Terrorismus oder Naturkatastrophen ausgelöst wurden. Medizinische Eingriffe, der Tod der Eltern, Autounfälle, aber auch auf den ersten Blick weniger dramatisch erscheinende Erlebnisse wie Ehescheidungen, Manipulationen oder Schmähungen können bestimmte Traumata verursachen. In der Wissenschaft, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu diesem Thema einsetzte, werden Traumatisierungen hinsichtlich ihrer Ursache differenziert, etwa ob eine Gewalteinwirkung durch eine andere Person vorsätzlich vorgenommen wurde oder ob es sich um eine „schicksalshafte“ Erfahrung wie zum Beispiel eine Naturkatastrophe als Auslöser des Traumas handelt. Diese und andere wissenschaftliche Überlegungen zum Trauma werden in der sogenannten Psychotraumatologie erforscht und gelehrt. Die systemische Traumatherapie setzt aufbauend auf dieser wissenschaftlichen Basis zusätzlich den Schwerpunkt bei den sozialen Kontexten psychischer Störungen und reagiert insbesondere auf die Interaktionen zwischen Mitgliedern eines sozialen Systems, wie zum Beispiel der Familie.
Systemische Traumatherapie unterstützt den Prozess der Verarbeitung eines Traumas in Bezug auf die betroffene Person und ihrem sozialen Umfeld. Auf der Basis eines „Hilfe zur Selbsthilfe“-Ansatzes, ergänzt durch Ansätze der Gestalt- und Kunsttherapie sowie imaginativer, narrativer und Entspannungsverfahren, fokussiert systemische Traumatherapie immer auch den Beziehungsprozess zwischen Klient*in und Therapeut*in. Das Gelingen dieser Beziehung ist notwendige Voraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung des Traumas. Die Arbeit in der systemischen Traumatherapie ist komplex in Bezug auf soziale Systeme und dem Agieren des betroffenen Subjekts darin. Die Ausbildung basiert auf der systemischen Therapie und verwandter Theorien und Verfahren, ergänzt um aktuelle bioenergetische und körpertherapeutische Behandlungsweisen.
Aus dem Inhalt
Aus dem Methodenteil
In der Ausbildung werden durch Vortrag, Gruppenarbeit und Selbsterfahrung ein theoretisches und praktisches Basiswissen sowie Kernkompetenzen einer*s systemischen Traumatherapeut*in erarbeitet. Die Teilnehmenden üben gleichermaßen Elemente aus den zusammengesetzten therapeutischen Disziplinen, Methoden und Verfahren. Ihre Erfahrungen werden reflektiert, analysiert und auf ihre therapeutische Relevanz hin geprüft. Die gelernten Methoden und Verfahren werden von den Teilnehmenden umgesetzt und gemeinsam Therapie- bzw. Beratungsansätze generiert. Die Ausbildung endet mit der Durchführung einer selbst entwickelten Einheit, jede Selbsterfahrung wird von erfahrenen Therapeut*innen und/oder Diplom-Psycholog*innen begleitet und supervidiert.
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