Der Trend des „cocooning“, also der Rückzug aus der Öffentlichkeit ins sichere, häusliche Privatleben, kann sich zu einem Teufelskreis entwickeln, in welchem die Außenwelt mehr und mehr als bedrohlich empfunden wird. Wenn das Bedürfnis nach Kontinuität und Sicherheit nicht der bewussten Lebenserfahrung und freien Entscheidung entspringt und somit nicht als natürlich und instinktiv erlebt wird, findet es seine Wurzeln häufig in Traumata, in überlieferten familiären Verhaltensmustern und dort verankerten Ängsten, in Phobien und anderen psychischen Störungen. Hier kann der Erlebnistherapeut/-pädagoge begleitend wirken. Diese Ausbildung wendet sich an Menschen, die sich berufen fühlen, anderen zu einem aktiven und aufgeschlossenen Leben zu verhelfen; die Lust haben, Menschen zu motivieren, über ihren Schatten zu springen, aber nicht nur als Animateur eine kurzfristige Verhaltensänderung, sondern eine nachhaltige, tiefgreifende Ermutigung und Vitalisierung vermitteln wollen. Die Strategien der Erlebnistherapie/-pädagogik entwickelten sich unter anderem aus verhaltenstherapeutischen Ansätzen. Sie ermöglichen es, dem Klienten ein flexibles, erlebnisreiches und selbstbestimmtes Leben zu gestalten. Auch in der problematischen Entwicklung von internetsüchtigen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist die Intervention von Erlebnistherapie und -pädagogik eine fruchtbare Maßnahme im Sinne einer Bereicherung und Erweiterung des Erlebnishorizontes, der Fähigkeiten und des Selbstwertgefühls.
Das Ziel dieser IEK-Ausbildung ist es, Menschen durch therapeutische und pädagogische Interventionen zu einem selbstbestimmten und weitestgehend angstfreien Leben zu verhelfen. Wir beachten, dass unterschiedliche Menschentypen gänzlich verschiedene Glücksstrategien verfolgen: Während die einen Nervenkitzel, Abenteuer, Grenzsituationen und Herausforderungen suchen, gibt es für andere Menschen keinen schöneren Tag als einen solchen, an dem nichts Unvorhergesehenes geschieht, und alles in sehr geordneten Bahnen verläuft. Problematisch gestaltet sich dies erst dann, wenn das eigene Verhaltensmuster als bedrückend, unbefriedigend und paralysierend erlebt wird. Unser Ziel ist es, die Teilnehmer(innen) zu befähigen, Menschen mit Ängsten, Phobien, Antriebsarmut oder traumatisch bedingten Rückzugstendenzen zu unterstützen, ein aktives, freudvolles und flexibles Leben führen zu können. Die Teilnehmer(innen) der Ausbildung zum Erlebnistherapeuten/-pädagogen lernen vielfältige Anwendungen und Strategien kennen, gehemmte oder durch Ängste stark eingeschränkte Menschen zu Bewegungsfreiheit und Selbstbewusstsein zu führen.
In Gruppen- und Zweiersettings werden in dieser Ausbildung Übungen vermittelt, in therapeutischen/pädagogischen Beziehungen den Kern von Vermeidungsstrategien zu ergründen. Gemeinsam werden Möglichkeiten erkundet, Ängste zu überwinden und Hemmungen aufzulösen, die Erlebnisse verhindern. Dies wird vertieft durch besondere Fragetechniken, mit Aufstellungsarbeit und Rollenspielen, und Anwendungen aus der Gestalt- und Kunsttherapie. Für Techniken, die helfen, Ängsten eine Gestalt zu geben, um an ihnen arbeiten zu können, werden therapeutische Settings mit Elementen aus der Körpertherapie und Elementen aus der Musik- und Tanztherapie in Theorie und Selbsterfahrung kennengelernt. Die Sinne werden in Einzel- und Gruppenübungen angeregt und in das Bewusstsein integriert. Wir vermitteln spielerische Übungen zur Stärkung der Erlebnisfähigkeit. Wir tasten, riechen, schmecken, hören, sehen, fühlen und erleben an signifikanten Orten. Vertrauens- und Erlebnisübungen mit geschlossenen Augen und in der Dunkelheit werden gemeinsam erforscht. Ein Erlebnisparcour wird entworfen und durchlaufen. Innerhalb der Ausbildung werden sofern möglich Exkursionen durchgeführt. Wir werden zusammen im Berliner Nachtleben bspw. tanzen gehen, karaoke singen und öffentliche Plätze aufsuchen. Die Erlebnisse werden im Erlebnistagebuch verankert. Im Laufe der Ausbildung kochen die Teilnehmer(innen) beispielsweise gemeinsam ein Erlebnis-Menü, in welchem Erlebnismöglichkeiten erkundet werden wie das Essen mit den Händen, mit geschlossenen Augen, das gegenseitige Füttern und das Essen besonders ungewöhnlicher Kreationen. Durch Biographie-Arbeit wird den Teilnehmer(inne)n ermöglicht, sich ihre Ressourcen als Erlebnistherapeut/-pädagoge zu vergegenwärtigen und sich anhand von Schlüsselmomenten und Wendepunkten in Biographien die Mechanismen der Erlebnistherapie/-pädagogik zu verinnerlichen. Die Ausbildung endet mit der Gestaltung einer erlebnistherapeutischen/-pädagogischen Intervention an Hand von Fallbeispielen und der Präsentation und Reflexion in der Gruppe. Am Abschlusstag wird ein großes, gemeinsames Erlebnisfest gestaltet.
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